KÜCHENMAGAZIN 2024 // REPORTAGE & REISE Fotos: iStock/from_my_point_of_view; JordiRamisa; Marcus Lindstrom; tupungato, LookPhotos/Ingrid Firmhofer, Shutterstock/Alexandre Rotenberg; Bartosz Luczak; jorisvo; Massimo Santi D a steht man und staunt: eine Altstadt wie eine Opernbühne! Die romantischen Gassen im Schatten des Alcázar, der alten maurischen Festung. Balkone mit leuchtenden Geranien. Mauerwerk, geschmückt mit Azulejos, den kostbaren bunten Kacheln. Leuchtende Orangen in tiefgrünen Baumkronen. Rosenduft, der aus Innenhöfen strömt. Sevilla – mehr Spanien geht wirklich nicht. Und die Sevillanos lieben, leben und schmecken ihre Stadt. Wie sie das machen? Einfach in Bewegung bleiben. Kulinarisch, versteht sich. Beim „picar“ – dem Tingeln durch die Tapas-Lokale. Ungefähr 3.000 soll es davon in Sevilla geben. Dann mal los! Wir starten mit raffiniert gefülltem Tintenfisch im Casa Robles (Calle Álvarez Quintero 58). Danach ein Stück Manchego-Tortilla in der Cerveceria Giralda (Calle Mateos Gago 1). Und vielleicht noch ein kleines Brötchen mit Babyaalen im El Rinconcillo – einer Institution seit 1670 (Calle Gerona 40). Das Vergnügen kann sich auch jeder leisten: Denn die glücklich machenden Häppchen gibt es schon ab zwei Euro. Tapas schnabuliert man stehend, sitzend, gestikulierend, mit dem Partner, der Familie, den Freunden, den Kollegen. Die beliebtesten Tavernen erkennt man am Fußboden: übersät mit Olivenkernen und Papierservietten. Hektik beim Bestellen ist verpönt. Immer mit der Ruhe. Genießen, plaudern, flirten. Der Manzanilla, der trockene Sherry, darf dazu gern in Strömen fließen. Allein: Wer gern früh zu Abend isst, hat ein Problem. Vor 21 Uhr suchen nur Touristen nach einem Restaurant. Das Dinner nach dem Tapas-Naschen beginnt ab 22 Uhr, gern auch später. Das Warten lohnt sich, denn die Perle Andalusiens ist ungemein reich an Kulturschätzen aus über 3000 Jahren Geschichte. Angehäuft von Iberern, Phöniziern, Römern, Mauren, Christen, Juden. Und dementsprechend vielfältig sind die Einflüsse auf die Küche. KULINARISCHER AUFTAKT Kein wahres andalusisches Frühstück ohne Churros. In den Churrerías werden die Kringel aus Mehl, Wasser und Salz in heißem Öl ausgebacken und anschließend vom Churrero mit einer Schere in mundgerechte Stücke portioniert. Mit Zucker bestreut oder in heiße Schokolade getaucht – und ein wundervoller neuer Tag kann beginnen! Auch Aceitunas dürfen niemals fehlen, die Oliven gehören in Sevilla nun mal zu jedem Drink. Dicht gefolgt von Boquerones, Sardellen in diversen Varianten, mariniert, frittiert, gegrillt, gefüllt. Und erst der Schinken! Jamón Ibérico de Bellota stammt von frei lebenden Schweinen, die sich vorwiegend an Eicheln laben. Daher rührt die nussige Note. Und bitte nicht nörgelig am Schinkenscheibchen herumschnibbeln: Die feinen Fettäderchen und -ränder sind besonders köstlich. Suppe ist in Sevilla echt cool. Im wahrsten Sinne des Wortes. Bei der Ajoblanco handelt es sich um eine kalte Cremesuppe mit Weißbrot, Knoblauch und Mandeln. Bekannter ist die Gazpacho mit Tomaten und Gurken – und natürlich auch 1 2
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